Die Fuchs plant was Gutes
Konstanz / Lüdinghausen / Neuwied
Nach der erfahrenen Außenangreiferin Sina Fuchs und der jungen Zuspielerin Carla Fuchs folgt mit Außenangreiferin Pia Fuchs die dritte Füchsin einer heißen Spur an den Mittelrhein und die Sporthalle des Rhein-Wied-Gymnasiums Neuwied entwickelt sich zu einem Fuchsbau.
Wenn man einem Song der deutschen Hip-Hop-Band „Die Orsons“ Glauben schenken darf, ist der Fuchs ein Tunichtgut und hat Fieses im Sinn („Der Fuchs plant nichts Gutes“). Ganz im Gegensatz dazu die 26-jährige Pia Fuchs: Die jüngere Schwester von Bundesliga-Profi Sina Fuchs wagt bei den Deichstadtvolleys den Sprung aus der Dritten Liga ins Oberhaus.
Pia Fuchs ist gelernte Bauzeichnerin und studiert aktuell im letzten Semester Bauingenieurswesen mit Schwerpunkt Wasser- und Ressourcenwirtschaft. Sie lebt und arbeitet in Münster und hat seit ihrer Jugend fast lückenlos beim SCU Lüdinghausen gespielt. Aufgrund eines Praktikums am Bodensee wechselte Pia in der abgelaufenen Saison zum USC Konstanz in die Dritte Liga - in diesem Sommer ging es wieder nach Münster zurück, zunächst ohne neue Vereinspläne. Ein Besuch beim SCU Lüdinghausen, an dem ihr Herz weiterhin hängt, gehört für Pia zum festen Sommerprogramm, um informiert zu bleiben, wie sich der Verein weiterentwickelt.
In Lüdinghausen kreuzten sich die Wege des neuen Headcoachs der Deichstadtvolleys und der Lüdinghausenerin vor vielen Jahren zum ersten Mal. „Gefühlt kenne ich Pia schon immer,“ so Tigin Yağlıoğlu. „Als ich angefangen habe, als Co-Trainer zu arbeiten, spielte sie dort in der Jugend. Sie ist eine hervorragende Volleyballerin und eine besondere Persönlichkeit auf dem Spielfeld - und dies quer durch alle Mannschaften, in denen sie in Lüdinghausen gespielt hat.“
Gerne denkt Pia an diese erfolgreichen Jahre als Jugendspielerin zurück: „Umso mehr, da Tigin oft gegen uns verlieren musste,“ fügt sie lachend an. Auch spielte sie vier Jahre lang in der Auswahl des Westdeutschen Volleyballverbands (WVV), zusammen mit den späteren Profis wie Irina Kemmsies, Lena und Sarah Overländer, Hanna Orthmann, Kimberly Drewniok oder Wibke Silge. „Pia hingegen ist nie in ein Förderkonzept des Verbandes eingestiegen,“ bedauert Yağlioğlu etwas, „dabei war sie immer eine Führungsspielerin.“ Er lobt ebenfalls ihre Qualitäten in der Ballannahme und ihre „linke Klebe“, was Pia Fuchs auch häufiger Einsätze als Libera und Diagonalangreiferin einbrachte.
„Von ihren spielerischen Fähigkeiten gesehen, hätte sie eindeutig höher als in der Dritten Liga spielen können,“ stuft Yağlıoğlu ihr Potenzial ein und freut sich auf die Zusammenarbeit.
Ihre neue Rolle in Neuwied geht Pia Fuchs selbstbewusst an: „Das Projekt ist eine Chance für mich, um herauszufinden, was in mir steckt und ob ich den Anforderungen in der 1. Bundesliga gerecht werde. Ich kenne meine Stärken und weiß, welche Tricks und Kniffe man in diesem Sport braucht. Auch wenn mir die Erfahrung in der 2. und 1.Liga fehlt, hoffe ich den jungen Spielerinnen etwas von meinem Spiel mitgeben zu können. Mentale Stärke auf dem Feld kann spielentscheidend sein - ich hoffe, dass dies für uns alle zur Geheimwaffe wird, mit der wir für den einen oder anderen Überraschungserfolg sorgen wollen“.
Dies wünscht ihr auch Achim Franke als ehemaliger Vorstand des SCU Lüdinghausen, er kennt beide Schwestern und die Eltern sehr lange. „Tatsächlich bin ich fast vom Stuhl gefallen, als mir Pia von ihrem Wechsel in die Belletage des Volleyballs erzählte. Pia war immer eine Spielerin, die auf große Verbandskader und -wettkämpfe nicht sehr viel Wert gelegt hatte. Sie spielte in der Landesauswahl, weil der Landestrainer sie im Kader haben wollte und nicht aus eigenem Ehrgeiz. Mir war immer rätselhaft, warum sie - trotz allen Werbens durch höherklassig spielende Vereine - die vielen Offerten abgelehnt hat. Weil sie jetzt ohne Druck diese Entscheidung gefällt hat, bin ich sehr zuversichtlich, dass sie für den VC Neuwied eine tragende Kraft wird.“
Auch SCU Vorstands-Nachfolger Dirk Havermeier freut sich sehr über die überraschende Personalie: „Eine Spielerin wie Pia im Verein zu haben ist ein echter Glücksfall. Sie war in all den Jahren die tragende Säule in ihren Teams, spielt konstant auf hohem Niveau und ist eine großartige Kapitänin. Und es gab sehr viele Spiele, die sie mit ihrer „linken Klebe“ maßgeblich mit entschieden hat. Pia ist immer ein Vorbild für die nächsten jungen Talente aus Lüdinghausen gewesen und wird es jetzt umso mehr sein.“
Havermeier und Franke sind sich einig: „Wir alle bei Union Lüdinghausen wünschen ihr viel Erfolg in der 1. Liga, drücken die Daumen und kommen gerne zum Spiel nach Neuwied.“
Pia Fuchs freut sich auch darauf, das erste Mal mit ihrer Schwester Sina zusammen in einer Mannschaft spielen zu können. „Scheinbar konnte es jemand nicht abwarten, dass meine Schwester und ich endlich gemeinsam auf dem Feld stehen,“ so ihr humorvoller Verdacht. „Natürlich sehe ich das als glücklichen Bonus, auf den ich mich sehr freue. Sina und ich waren wegen des Sports eigentlich nie für lange Zeit zusammen an einem Ort. Ich glaube es wird großartig, mit ihr auf dem Feld zu stehen, nicht zuletzt da mir ihr Feedback zu meinen Spielen immer am wichtigsten war“.
(hw)